Das war die Kulturwoche 2024

Von Bozen bis zum Gardasee: Vom 26. bis 31. Mai 2024 mit Erich Achmüller

 

30 im Ausland lebende Landsleute waren der Einladung der Südtiroler in der Welt zur diesjährigen Kulturwoche gefolgt. Das vorbereitete Programm hatte bei den TeilnehmerInnen guten Anklang gefunden. Im Hotel Rose Wenzer in Völs waren wir gut untergebracht.

 

Die Woche begann mit einem Besuch des Wallfahrtsortes Madonna della Corona. Die Kirche „klebt“ schwindelerregend an den Felsen des Monte Baldo. Von Spiazzi aus erreichten wir nach 20 Minuten bergab auf dem Kreuzweg unseren Bestimmungsort. Der Überlieferung nach kam im Jahr 1522 eine Madonnenskulptur auf wundersame Weise hierher. Die Entstehung des Wallfahrtsortes geht auf die Verehrung dieser Schmerzensmutter zurück. In der Folge wurde die heilige Stätte immer wieder umgebaut und erweitert.
Nach kurzem Aufenthalt und einem gemeinsam gesungenen Marienlied erreichten wir mittels Shuttle wieder unseren Bus. In Torri del Benaco am Gardasee erwartete uns im Restaurant Da Carlo ein mediterranes Mittagessen. Die Rückfahrt führte uns über das malerische Sarcatal zurück.

 

Tags darauf stand die Landeshauptstadt Bozen auf dem Programm. Prof. Helmut Rizzolli erwartete uns im Merkantilgebäude. Im großen Prunksaal folgten wir mit großem Interesse seinen Ausführungen über die Geschichte und Bedeutung der Handelsstadt Bozen. In diesem schönsten Saal Bozens tagte über ein Jahrhundert lang das ursprünglich von Claudia de‘ Medici eingesetzte Sondergericht zur Schlichtung von Streitfragen während der Bozner Messen. Diese überregionalen Bozner Märkte sind erstmals bereits 1202 erwähnt. Den Reichtum als Handelsstadt verdankt Bozen laut Prof. Rizzolli vor allem seiner günstigen Lage als „letzte Stadt in der Ebene“. Bozen verfügt übrigens über das älteste Wechselrecht in deutscher Sprache.
Am Nachmittag wurden wir von Gemeinderatspräsident Dr. Christoph Buratti empfangen, der uns zunächst durch das alte Rathaus in der Streitergasse führte, wo seinerzeit noch einige Sitzungen des Tiroler Landtages stattfanden. Im „neuen“ vom letzten deutschen Bürgermeister Julius Perathoner erbauten Rathaus durften wir im Sitzungssaal Platz nehmen und erfuhren aus dem Munde von Dr. Buratti Aktuelles über die politische, wirtschaftliche und soziale Situation der Landeshauptstadt.

 

Ein Tag war dem Ultental gewidmet. Im Wegscheidhof in St. Walburg trafen wir Frau Waltraud Schwienbacher. In einem beeindruckenden Vortrag erzählte sie uns von ihrer Pionierarbeit, deren Ziel es war, aus den im Tal hergestellten Produkten wie Wolle, Kräutern und Holz eine Existenzgrundlage für die Einheimischen zu machen. Durch den Aufbau der „Winterschule“ konnte viel altes Wissen und Fertigkeiten an Tausende Personen vermittelt werden. In der Sozialgenossenschaft „Bergauf“ wird mittlerweile heimische Schafwolle zu Kleidung und Matratzen verarbeitet.
In St. Gertraud wurden wir in der Lahnersäge erwartet. In diesem Besucherzentrum im Nationalpark Stilfserjoch befindet sich eine Jahrhunderte alte Venezianersäge. Hier wurde uns beim Schauschneiden der Werdegang eines Baumstammes bis zum fertigen Brett vorgeführt. In der alten Mühle nebenan konnten wir das Mahlen von Getreide zu Mehl hautnah erleben.

 

Nach dem Ultental war das Passeiertal an der Reihe. In Moos besuchten wir das Mooseum, eine museale Einrichtung in einer Bunkeranlage aus den 1940er Jahren. Sie beherbergt vorwiegend regionale Ausstellungsbereiche zum Naturpark, zur Siedlungs- und Zeitgeschichte der Region, sowie das Bunkererlebnis selbst. Zudem fungiert die ehemalige Wehranlage gleichzeitig als Info-Stelle des Naturparks Texelgruppe und des Bergwerks Schneeberg. Auf dem Rückweg machten wir in Meran Halt für einen kurzen Spaziergang durch die Kurstadt.

 

Der letzte Tag führte uns nach Trient. Im Regionalrat wurden wir von Vizepräsident Josef Noggler empfangen, der uns im Sitzungssaal Platz nehmen ließ. Nach einem Kurzfilm über die Region Trentino-Südtirol konnten wir uns mit Dr. Noggler eingehend über den derzeitigen Stand der Autonomie unterhalten.
Am Nachmittag hatten wir eine Führung durch das Schloss Buonconsiglio, das wohl großartigste kunsthistorische Bauwerk des Trentino. Das Schloss war Sitz der Trientner Fürstbischöfe ab 1255. Besonders faszinierend fanden wir die reizvolle Loggia aus dem 16. Jhdt. Einmalig auch der Freskenzyklus in der „Torre Aquila“ aus dem Jahr 1397, in der die 12 Monate des Jahres dargestellt werden. Die Bilder geben Einblick in die bäuerlichen Tätigkeiten im jeweiligen Monat, vor allem aber die der jeweiligen Jahreszeit entsprechenden Vergnügungen der adligen Gesellschaft.

Nach einem unerwarteten dreistündigen Stau auf der Autobahn trafen wir uns am Abend im Hotel zu einer geselligen Runde bei einem Gläschen Wein. Marlene griff zur Gitarre und alsbald stimmten alle mit ein. Mit einer Reihe von uns bekannten Heimatliedern ließen wir den Abend ausklingen.

 

 

Erich Achmüller